Über uns

Vorwort

Seit über 70 Jahren werden in Betzdorf unter dem gesetzlich geschützten Zeichen, zwei sich zur Sonne hin streckende Hände, Blindenwaren hergestellt.

Absatzgebiet ist die gesamte Bundesrepublik; so gehören zu diesen Kunden der Blindenwerkstätte Betzdorf auch Namhafte große Firmen aus den unterschiedlichsten Gewerken.

 

Blindenware ist reine Handarbeit und somit teurer und wesentlich haltbarer als herkömmliche Industrieware. Handarbeit im wahrsten Sinne des Wortes, denn jeder Handgriff muss ertastet und erfühlt werden. Für die blinden Mitarbeiter der Blindenwerkstätte gibt es oft kein Licht und Schatten, um sie herum herrscht ewige Nacht. 

Wir bieten die Möglichkeit für Blinde, Sehbehinderte und behinderte Mitmenschen eine ehrliche Arbeit zu haben, und somit einen Teil der verlorengegangenen Selbständigkeit wiederzuerlangen. Alle unserer Mitarbeiter erhalten ein vollwertiges Gehalt – kein kleines Taschengeld wie es sonst in Behindertenwerstätten üblich ist.

Durch die oft jahrzehnte lange Zusammenarbeit vieler treuer Mitarbeiter, entsteht in unseren Räumlichkeiten mehr ein Gefühl von familiärem Miteinander, als der alltägliches Arbeitsflair. Gerade in der heutigen, schnellebigen Zeit, wo ein Produkt lieber billig gekauft und zu früh weg geworfen wird, legen wir besonderen Wert auf unsere Qualität.

 

Der Verein:

Die Blindenwerkstätte ist ein wirtschaftlicher Verein. Alles Geld, was eingenommen wird, fließt gemäß unserer Satzung in die Sicherung und Erhaltung unserer Arbeitsplätze. Rücklagen, und somit die übliche Sicherung für schwere Zeiten, dürfen nur unter bestimmten Umständen gebildet werden. Als selbsttragender Verein gehören wir keinem Dach-Verband an, genießen keine besonderen finanziellen staatlichen Unterstützungen, und müssen uns reinweg über den Verkauf von Waren und über das Einnehmen von Spenden tragen.

 

Die Vorgeschichte:

Gründer der Blindenwerkstätte Betzdorf war Heinrich Röser. Nach seinem Kriegsdienst und anschließender Gefangenschaft wurde er als Vertreter für die Hagener Blindenwerkstätte auf die Probleme blinder Menschen aufmerksam. Der Versuch, mit 100 Mitgliedern in Siegen direkt nach Kriegsende eine gemeinnützige Blindenwerkstätte aufzubauen scheiterte vorerst, weil sich dort zunächst nur wenig Blinde für das Projekt interessierten, und Förderer immer mehr an Interesse verloren. Heinrich Röser ließ sich nicht entmutigen. In Betzdorf,  in der Hellerstraße 9, gründete er 1949 schließlich unter dem Motto „Denk an die Menschen ohne Licht, gib´ ihnen Arbeit, vergiß sie nicht!“ die Blindenwerkstätte Betzdorf/Sieg.

 

Eine besondere Freude war dann für ihn, als er für sein Engagement 1982 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet wurde. 

 

Produkte & Vertrieb

Gefertigt werden in Betzdorf neben diversen Korbwaren hauptsächlich Handfeger, Besen, Bürsten aller Art für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete. Webwaren werden bei anderen staatlich anerkannten Blindenwerkstätten aus ganz Deutschland zugekauft. Auch Zusatzwaren gem. §2 DVO-BliwaG, welche zusammen mit Blindenwaren verwendung finden, oder geeignet sind den Vertreib der Blindenwaren zu fördern werden geliefert. In den Rechnungen, werden diese gesondert gekennzeichnet, da sie nicht der direkten Hilfe zur Beschäftigung blinder und/oder sehbehinderter Menschen dienen. Der Vertrieb erfolgt durch freischaffende Verkaufsbüros, welche die Blindenwerkstätte Betzdorf  in ganz Deutschland vertreten.

 

Haustürgeschäfte werden von uns nicht betrieben:

Wer Handfeger, Besen, Bürsten, Pinsel, Reinigungstextilien, Arbeitshandschuhe, oder sonstige Produkte an der Haustüre anbietet, und sofort für die Ware Geld verlangt, ist kein Mitarbeiter der Blindenwerkstätte Betzdorf.

Durch viele Trittbrettfahrer, welche oft unseriös auftreten, ist der Ruf aller noch existierenden Blindenwerkstätten sehr in Verruf geraten. Sollten Zweifel entstehen, können diese gerne durch einen direkten Anruf bei uns, oder bei unserem Blindenverband www.bsab-ev.de ausgeräumt werden. Oder Sie besuchen uns direkt in Betzdorf, und nutzen unseren Lagerverkauf.

 

Ohne Sehende aber, wäre ein derartiger Betrieb gar nicht aufrecht zu erhalten. Von den insgesamt 36 Mitarbeitern (mit rund 21 Festangestellten) versorgen z.B. Körperbehinderte Mitarbeiter unsere 16 blinden & sehbehinderten Kolleginnen/Kollegen mit Arbeitsmaterial, oder übernehmen die Verpackungsarbeiten. Einem eingespielten Team obliegen die Büroarbeiten, und auch hier geben wir sehbehinderten Menschen Arbeit.

 

 

Die Räume der Blindenwerkstätte selbst sind nicht mehr zu vergleichen, mit antiquierten Ansichten muffiger Besenbinderstuben längst vergangener Zeiten. Unsere Räumlichkeiten wurden immer wieder auf die Lebensumstände der Belegschaft zugeschnitten.

Heutzutage stellt der Arbeitsbereich in der Werkstatt einen großen lichtdurchfluteten, klimatisierten und angenehmen Arbeitsplatz dar.

Werkbänke und Maschinen sind so installiert, dass blinde & sehbehinderte Mitarbeiter sich mühelos daran zurechtfinden.

 

Ohnehin ist der sehende Besucher verblüfft, kommt er in die Werkstatt und spricht mit den blinden Mitarbeitern, wie schnell sich Grenzen verwischen. Er nimmt deren Behinderung überhaupt nicht wahr, so unkompliziert ist das Verhältnis zum sehenden Mitmenschen. Zwar hat er bereits von hervorragendem Tastsinn gehört, aber er verneigt sich mit Hochachtung, wenn er sieht, mit welcher Akribie und Geschwindigkeit hier hochwertige, handwerkliche Arbeit geleistet wird. Die Fasern in einem Besen werden derart fest mit Draht in den vorgefertigten Löchern verankert, als ginge es hier um das reine Überleben eines Besens. 

 

Blindenarbeit aus der Blindenwerkstätte Betzdorf ist mit Freude erarbeitete Qualität. Sie darf nicht als arbeitstherapeutisches Produkt abqualifiziert werden. Sie erwerben hier kein „geklebtes Massenprodukt“ sondern helfen mit dem Kauf eines jeden Blinden-Produktes auch in Zukunft jedem Menschen mit Handicap seinen verdienten Arbeitsplatz zu erhalten.

 

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